Schöneberger Serengeti (Auszug aus dem Fotobuch „Vanishing Berlin“)
„Die Nachmittage verbrachte ich oft mit Erkundungstouren auf meinem Bonanza-Fahrrad. Mein Einzugsgebiet reichte vom Winterfeldtplatz, von den Straßenkämpfen damals oft in Rauch und Tränengas gehüllt, über den Christiane F. Babystrich in der Einemstraße bis zum Freigelände am Lützowplatz. Vom Hotel Berlin bis zur Kreuzung Tiergartenstraße erstreckte sich eine riesige Brache, bewachsen mit hohem Gestrüpp, übersät mit Glasscherben und benutzten Kondomen. Inmitten dieser urbanen Steppe, von der aus man einen schönen Blick auf die Skyline der West-City hatte, stand nur ein einziges Haus, die Taverne. Eine große, karge Baracke, in der zwielichtige Pils-Trinker in Fransenlederjacken Westernabende oder Skatturniere abhielten. Auf diesem Freigelände wurde mit dem „Frühlingsfest“ alljährlich die Berliner Rummelsaison eröffnet. Jahrzehnte später markieren hier postmoderne Botschaftsgebäude und die CDU-Parteizentrale das Gelände.“